Hintergrund-Informationen

Definition Elektrosensibilität/Elektrohypersensibilität
Reaktion des Körpers auf elektrische, magnetische und hochfrequente Felder

Stark betroffene Elektrohypersensible (EHS) reagieren bei Strahlenbelastung oft gleichzeitig u. a. mit Herzrhythmusstörungen, starken Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, Sehstörungen, hohem Blutdruck, Übelkeit, Schwindel, Muskelschmerzen, Drücken und Stechen der Augen, Hitze und Druckgefühl auf dem ganzen Körper, sowie Durchfall und Erbrechen. Interessanterweise lassen gerade diese Erscheinungen in Gebäuden bzw. Gegenden ohne Elektrosmog schon nach kurzer Zeit nach, egal ob die Versuchsperson weiß, dass sie in einem „Funkloch“ ist oder nicht.

Die Symptome beginnen oft schleichend, auch über Jahre und werden anfangs oft nicht mit dem Funk in Zusammenhang gebracht. Erste Anzeichen sind oft: Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, Kopfschmerzen, hoher Blutdruck und auch Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit etc.

Warum wird jemand elektrohypersensibel?
Im Grunde ist jeder Mensch elektrosensibel, da wir „bioelektrische“ Wesen sind. Durch länger anhaltende Strahlenbelastung reagieren die einen früher, die anderen später. Dazu kommt, dass nicht Jeder die direkten Auswirkungen genau der Strahlung zuordnen kann.

Der menschliche Organismus kann mit künstlicher Strahlung nicht umgehen und reagiert deshalb dementsprechend. Wie stark jemand auf die Strahlung reagiert und ob sich eine Hypersensibilität ausprägt, ist von der individuellen Belastungsgrenze abhängig.

Es spielt auch eine Rolle, wie gut ein Mensch entgiften kann, was er für Vorerkrankungen hat, wie sensibel er individuell ist.
Ebenfalls eine Rolle spielen chronische Infektionen und die Schwermetallbelastung (z.B. durch Zahnfüllungen oder Impfungen etc.) Manche Menschen werden durch exzessive Nutzung strahlender Geräte elektrohypersensibel. Es kann im Grunde Jeden treffen.

Insbesondere sind die Stärke der Strahlenbelastung, die Dauer und die Art der Strahlungsquellen entscheidend. Besonders aggressiv sind dabei digitale Funkarten, wie sie heutzutage überwiegend verwendet werden. (DECT- Schnurlostelefone, W-LAN, Mobilfunk ( z.B. GSM, UMTS, TETRA, LTE, bald auch 5G), Radar, Bluetooth etc.

Kann ein Arzt eindeutig diagnostizieren, ob man elektrohypersensibel ist und wenn ja, wie?
Wie in vielen anderen Fachgebieten ist es auch hier so, dass es nur sehr wenige Spezialisten gibt. Die meisten Ärzte haben bei dem Thema keine Kenntnisse und keinerlei Erfahrung und stufen alles was sie nicht kennen schnell als „psychisch krank“ ein.
Dabei ist es vom Prinzip recht einfach die Elektrohypersensibilität (EHS) zu diagnostizieren. Im Prinzip funktioniert es wie bei einem Allergietest. Man beobachtet den Körper während der Bestrahlung und dann in einem Funkloch. Zu beachten sind die Messwerte von Blutdruck, Herzrhythmus, Gedächtnisleistung, Wohlbefinden des Patienten, Leistungsfähigkeit, diverse Blutwerte (z.B. Melatonin), EEG, EKG etc. Wenn diese Werte an den beiden Orten deutlich voneinander abweichen, dann ist jemand elektrohypersensibel.

Mit welchen Herausforderungen haben Elektrohypersensible am meisten zu kämpfen?
Ab einem gewissen Belastungsgrad ist die Ausübung des Berufes nicht mehr möglich. Die sozialen Kontakte werden schnell weniger. Viele Mitmenschen haben Probleme den Elektrohypersensiblen mit Verständnis und Rücksichtnahme zu begegnen und nur sehr wenige sind bereit, wenigstens für kurze Zeit, auf ihre „Strahlungs-Geräte“ zu verzichten. Viele Betroffene sind daher gezwungen sich zurückzuziehen, da das ewige Fragen „Sind die Handys aus? Könnt Ihr das Schnurlostelefon ausstecken? Sind alle W-LAN abgeschaltet? etc.“ sehr kräftezehrend und nervenaufreibend ist. Der Aufenthalt im öffentlichen Raum wird zu einem gesundheitlichen Spießrutenlauf. Jede Veranstaltung, Theater oder Kinobesuch, die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, der Besuch in Gasstätten oder Hotels etc. wird immer problematischer und je nach Schweregrad der Elektrohypersensibilität sogar manchmal unmöglich. Dazu kommen Streitigkeiten mit Nachbarn, welche mit ihrem W-LAN oder DECT über ihre eigenen vier Wände hinaus strahlen und oft wird ein Umzug unausweichlich. Neuer, unbestrahlter Wohnraum ist aber sehr schwer oder überhaupt nicht mehr zu finden.

Allgemein ist es schwierig, Ärzte zu finden, welche mit den Zusammenhängen überhaupt vorurteilsfrei zurechtkommen. Wirkliche Linderung der Beschwerden, tritt nur bei längerem Aufenthalt in einem strahlungsarmen Gebiet ein. Funkfreie Krankenhausplätze gibt es in Deutschland keine mehr und somit wird jede größere Erkrankung zu einem unabsehbaren Risiko.

Diese Herausforderungen führen oft zu einer Verarmung, da diese Krankheit in der BRD bisher nicht anerkannt ist und der Mehraufwand für die sich geänderten Lebensumstände durch den Wegfall der Arbeit kaum finanziert werden kann. Funkarme bis funkfreie Gebiete sind fast nicht mehr zu finden, geschweige denn leicht zu bewohnen. In staatlich geschützten funkfreien Gebieten, könnten Elektrosensible beschwerdefrei leben, ihrer Arbeit nachgehen und ihr Leben wieder selbst organisieren. In einem Satz: „Ein normales Leben mit Planungssicherheit führen.“ Diese entscheidende Lebensgrundlage steht bisher von staatlicher Seite nicht zur Verfügung und ein Entgegenkommen der Mobilfunkindustrie wurde bisher klar abgelehnt. Dafür setzt sich der Verein „Unverstrahltes Land“ (www.unverstrahltes-land.de) ein. Mit dem weiteren geplanten Ausbau des Mobilfunknetzes wird die Not immer größer werden. Einigen Schwerbetroffenen bleibt nur noch die Flucht. Das sind die Flüchtlinge im eigenen Land.

Wie kann ich herausfinden, ob ich elektrohypersensibel bin?
Man kann die eigenen „strahlenden“ Geräte (W-LAN Router, DECT-Telefon, Smartphone…)
ausschalten und ein paar Tage testen, ob dann meine Gesundheitsbeschwerden wie z.B.
Kopfweh, Schlafstörungen, Erschöpfung etc.
zurückgehen.

Natürlich müssen auch die Geräte, bzw. Sendemasten in der Nachbarschaft berücksichtigt werden.
Hat man kein Messgerät, so kann man mit dem Notebook oder Handy die W-LAN-Netze der Umgebung suchen. Außerdem kann man auf folgenden Seiten nach Sendemasten in der Umgebung suchen:
Deutschland: http://emf3.bundesnetzagentur.de/karte
Schweiz: https://map.geo.admin.ch/?topic=funksender
Österreich: http://www.senderkataster.at
Ist die Strahlung außerhalb der eigenen Wohnung sehr hoch, so ist der Test schlechter durchführbar.
Ggf. muss man sich dann einen Abschirmbaldachin zulegen und erfährt dann eine weitere Linderung der Beschwerden.

Wikipedia und die Studienlage
Wenn man in Suchmaschinen nach "Elektrosensibilität" sucht, stößt man schnell auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Leider ist der Artikel für Wikipedia-Verhältnisse ungewöhnlich einseitig. So heißt es zum Beispiel im Abschnitt "Studienlage": "Studien können die behauptete Elektrosensibilität beim Menschen mehrheitlich nicht belegen."
Mit einem einfachen Doppel-Blindversuch kann die Auswirkung auf Herzschlag jederzeit reproduzierbar nachgewiesen werden, wie folgendes Video von Dr. Magda Havas zeigt (leider nur auf Englisch verfügbar). Solche Studien werden im Wikipedia-Artikel nicht erwähnt.
Übersetzung der Video-Beschreibung: "Die Studie zeigt unmissverständlich, dass Mikrowellenstrahlung von Schnurlostelefonen mit 2,4GHz sofortige/direkte Auswirkungen auf das Herz hat. Die Folge sind Herzrhythmusstörung und Herzrasen bei Strahlungsstärken weit unterhalb der Grenzwerte, die keine thermischen Effekte haben" (Anmerkung: Die aktuellen Grenzwerte betrachten nur die thermische Wirkung und ignorieren alle anderen nicht-thermischen Auswirkungen auf den Körper, wie solche, die im Video beschrieben werden)


Dokumentationen
Dokumentation "Flüchtlinge vor einer strahlenden Welt":
Dieser sehr ausführliche Bericht begleitet Elektrosensible aus Finnland, wie sie trotz aller Einschränkungen versuchen zu leben. Es zeigt wie schwer es ist als Flüchtling im eigenen Land, immer wieder einen funkfreien Platz zu finden.


Dokumentation "Elektro-Sensible: Was steckt hinter dieser Krankheit? | Galileo | ProSieben"


Weitere Berichte sind unter: https://ul-we.de/category/faq/berichte-von-betroffenen/

Weiterführende Informationen
Broschüre "Elektrohypersensibilität – Risiko für Individuum und Gesellschaft"
Mit Beiträgen von Franz Adlkofer, Christine Aschermann, Frank Berner, Bernd Irmfrid Budzinski, EUROPAEM Arbeitsgruppe EMF, Karl Hecht, Lebrecht von Klitzing, Wilfried Kühling, Peter Ludwig, Werner Thiede
PDF Download von ul-we.de - Download auch zu finden bei http://kompetenzinitiative.net)
"Elektro(hyper)sensibilität ist ein Politikum. Und zwar nicht etwa in dem Sinne, dass in Politik und Gesellschaft über diese Umweltkrankheit heiß debattiert würde, sondern im Gegenteil: Die Politik im Verein mit Industrie und Wirtschaft ist heiß bemüht, das Thema unter der Decke zu halten. Vor diesem Hintergrund wendet sich die vorliegende Schrift nicht nur an EHS-Betroffene und medizinische Experten. Interdisziplinär ausgerichtet, versucht sie, aus unterschiedlichen Fachperspektiven die Menschen und das Thema ‚Elektrohypersensibilität‘ als eine Folge der wachsenden elektromagnetischen Belastung zu betrachten. Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte und sich gegenseitig ergänzenden Sichtweisen werden Zusammenhänge verdeutlicht, die bisher öffentlich kaum wahrgenommen werden, und neue Handlungsoptionen aufgezeigt."